50 Jahre organisierte Pharmazeutische Medizin in Deutschland
Wie es begann
Die Fachgesellschaft wurde am 3. April 1973 in Wiesbaden als „Fachgesellschaft der Ärzte in der pharmazeutischen Industrie e.V.“ (kurz FÄPI) anlässlich des Internistenkongresses in Wiesbaden von 16 engagierten Ärzten gegründet. Zu dieser Zeit war die Firma Hoechst die Nummer 1 in der Pharmawelt. Bayers Aspirin war ungebrochen eines der global meistverkauften Medikamente. Kurz gesagt: Deutschland war damals die „Apotheke der Welt“.
Allerdings sind auch die Erschütterungen durch die Thalidomid-Katastrophe, bekannt ebenfalls unter Contergan-Skandal, von 1961 vielen in lebhafter Erinnerung. Die darauf reagierende Deklaration von Helsinki, die im Juni 1964 von der 18. Generalversammlung des Weltärztebundes in Helsinki verabschiedet worden war, hatte bei der FÄPI-Gründung 1973 noch in ihrer Urfassung Gültigkeit. In diesem Umfeld entstanden in den 70er-Jahren die ersten Onkologica, zudem wurden mit Ciclosporin gänzlich neue Therapieoptionen einer Immunsuppression eröffnet und dank Cimetidin als erstem H2-Rezeptor-Antagonisten bzw. H2-Blocker wurde die Ulkus-Chirurgie nahezu obsolet. Die Biotechnolo-gie stand bereits in den Startlöchern mit dem ersten in den USA entwickelten rekombinanten Plasmid, und die moderne Bildgebung hatte 1972 ihre Geburtsstunde mit dem ersten Scanner zur Computertomografie (CT) aus Serienpro-duktion erlebt.
Das Jahr 1973 war aber auch das Jahr der ersten Energiekrise und unsere Industrie stand unter einem ungewohnten Kostendruck. In dieser Gemengelage entstand der Gedanke, durch Erfahrungsaustausch und strukturierte Fort- und Weiterbildung diesen Fort-schritt zu verstetigen und die Qualität pharmazeutischer Produkte zu sichern. Zudem sollte den Ärzten, die in dieser Schlüsselindustrie – nämlich der Pharmaindustrie – tätig waren, eine Stimme gegeben werden.
Wie ging es weiter
Anno 1984 richtete die Fachgesellschaft der Ärzte in der pharmazeutischen Industrie e.V. erstmals einen Jahreskongress aus. Kurz darauf – 1985 – erschien der „Pharmaarzt“ als erstes Publikationsorgan in Deutschland, welches sich mit der Methodik in unserer Industrie befasste und in einer Zeit ohne Internet rasch zu einer enorm wichtigen Informationsquelle wurde. Der „Pharmaarzt“ wurde bald in „FÄPI-Intern“ umbenannt; ab 1999 erschien er dann als „DGPharMed News“, nachdem sich die Gesellschaft 1996 in „Deutsche Gesellschaft für Pharmazeutische Medizin e.V.“ (DGPharMed) umbenannt hatte. Seitdem können auch Nicht-Ärzte Mitglied werden, sprich die Mehrheit der in unserer Industrie Beschäftigten. In dieser Zeit wuchs die DGPharMed auf über 1.200 Mitglieder an.
Wo stehen wir jetzt
Nicht zufällig wird der Jahreskongress zum 50. Jubiläum im April 2023 in Mainz stattfinden, mit Blick über den Rhein auf den Gründungsort Wiesbaden, aber auch der Heimat von BioNTech, dem Hoffnungsträger einer Wiedererstarkung des Pharmastandortes Deutschland. Direkt im Anschluss an den Jahreskongress der DGPharMed findet ebenfalls in Mainz die “European QA Conference – Quality – towards the next generation“ statt, organisiert durch unsere Partnerorganisation “German Quality Management Association e.V.” (GQMA). Dies ist als Zeichen einer intensiven Zusammenarbeit der DGPharMed mit anderen in unserer Industrie tätigen Verbänden und Organisationen zu sehen, von der „Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.“ (AWMF) über den „Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V.“ (BPI) und den „Bundesverband Medizinischer Auftragsinsti-tute e.V.“ (BVMA) bis zum „Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (vfa). Nicht zu vergessen sind die neuen Kooperationen mit den Universitäten Duisburg-Essen und Hamburg, über die wir unseren Mitgliedern eine universitär zertifizierte Weiterbildung bis hin zum Master in Pharmaceutical Medicine ermöglichen.
Unverändert werden in unseren thematisch fokussierten DGPharMed-Fachbereichen relevante Neuerungen diskutiert und bewertet und den DGPharMed-Mitgliedern über verschiedene Medien vorgestellt: so etwa in der seit 2022 digi-tal vorliegenden „Zeitschrift für Pharmazeutische Medizin und Qualitätsmanagement“, kurz „PM QM“, durch Webinare, in regionalen Präsenzveranstaltungen und – last, but not least – auf dem DGPharMed- Jahreskongress bzw. Jahreskongress Pharmazeutische Medizin. Wie ChatGPT über die DG-PharMed so treffend zusammenfasst: “Overall, it is an important organization that supports the professional development of individuals working in the pharmaceutical industry, while also advancing the field of pharmaceutical medicine.” Wer sich von dem umfassenden Angebot unserer Fachgesellschaft ein Bild machen möchte, kann sich unter www.dgpharmed.de einen Eindruck verschaffen und ist herzlichst auf dem Jahreskongress am 18. und 19. April 2023 in Mainz willkommen.
Dr. Peter Schüler